Der kleine Schmierfink & was essen wir eigentlich? Drucken E-Mail
Samstag, den 29. August 2009 um 14:48 Uhr

Ach, was waren das noch Zeiten, in denen man noch kochen konnte. In vielen Familien wird heute nur noch was Eingeschweißtes in die Mikrowelle gepfeffert.
Mit Werbespots werden wir dann konditioniert auf diese „Kosmonautennahrung“. Wenn die Hausfrau in der Werbefamilie im Fernsehen das Tütenpuppengericht auf den Tisch donnert, strahlen ihre gecasteten Kinder, als ob sie in Tschernobyl im Ferienlager waren. Und dann hauen sie rein, als ob sie Nachkriegkinder sind, die vom „Ami“ Schokolade bekommen oder als ob sie Seezunge mit Trüffeln in Burgundersoße verspeisen.
Dabei besteht die Plörre nur noch aus  Aromen und Farbstoffe. Das schmeckt dann zwar noch wie Fleisch, ist aber wahrscheinlich „Rinderpansen“ mit Fischabfällen. Und so wurde ein neuer Begriff geboren: „Analog Lebensmittel“. Anscheinend hatten wir früher digital gegessen. Und so verhält sich die Fernsehtechnik reziprok zur Lebensmittelherstellung, um es mal in einem unverständlichen Kauder-welsch aufs Papier zu bringen. Unser Pizzabelag besteht nun aus Analog-Käse, der kein teures Milchfett enthält, sondern Pflanzenfette. Na gut, der „Veganer“ wird sich freuen, doch die Mehrheit der Konsumenten steht nicht auf Imitate. Das ist ja, als ob man einen  „311 Wartburg“ rot pinselt und ein Ferrarizeichen auf die Motorhaube nietet.
Und beim „Surimi“, also Krebsfleischimitat, werden Fisch-abfälle und Aromen püriert und wie im Film „Brust oder Keule mit Louis de Funès dann in eine Shrimpsform gepresst. Dann noch ein paar rote Streifen im Air-brushverfahren drauf gesprüht und fertig ist die „Verarsche“. Das sieht von weitem echt aus, doch es schmeckt sicher wie ranziger Tintenfisch mit Seepocken. Beim Analog-Fleisch wird ähnlich gezaubert.
Da werden Fleischabfälle zu einem Schnitzel geklebt und mit Aromen aufgepeppt. So zu sagen könnte da auch Ratte drin sein. Das Fleisch zusammenzutackern und mit Chemie zu impfen, ist eben schweine-billig und wird nett umschreiben als „Resteveredelung durch Enzyme“. Das hieß doch früher noch Döner, oder? Vielleicht ist bald nur noch im Hundefutter richtiges Fleisch drin. Und selbst unser geliebtes Eis enthält analoge Zutaten, denn der Vanille-Geschmack ist in vielen Fällen gar nicht von der Vanilleschote. Nee, der wird aus Holz- oder Papierresten im Labor hergestellt. Wie appetitlich ist das denn? Nicht dass sich demnächst eine Rudel Borkenkäfer auf mein Eis stürzt. Und denke nicht, dass im Erdbeereis oder Jogurt noch Erdbeeren drin sind.
Das Produkt ist noch rot wegen der Lebensmittelfarbe und schmeckt noch ein wenig nach Erdbeeren durch Aromen.
Doch ich befürchte wenn mal Stückchen drin sind, dann ist eine Maus oder drei Kellerasseln, mit in den Industriemixer gefallen. Na ja, wenn Lebensmittel besonders günstig sind, muss man halt Abstriche machen.

Mit duften Grüßen und alles wird O.K. sagt „Der kleine Schmierfink“ auch unter www.lemmis.de

 

 
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