Arbeitslosenquote in Ostbrandenburg erstmals unter 10 Prozent Drucken
Donnerstag, den 28. Oktober 2010 um 15:43 Uhr

Jochem Freyer (Arbeitsagentur FF), Gernot Schmidt (Landrat MOL), Dr. Martin Wilke (Oberbürgermeister FF) und Rolf Lindemann (Dezernent LOS) informierten gemeinsam in der Frankfurter Arbeitsagentur zur Lage auf dem Ostbrandenburger Arbeitsmarkt, kommentierten die aktuelle Si-tuation und gaben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen.

Weiterhin spürbare Herbstbelebung.

Erfahrungsschatz Älterer künftig noch besser nutzen und Potenzial verborgener Talente nutzen.

„Eine einstellige Arbeitslosenquote im Agenturbezirk - das hat es in Ostbrandenburg bisher noch nicht gegeben! Wir haben erstmals die 10-Prozent-Schallmauer geknackt", freute sich Jochem Freyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder). Die Arbeitslosenzahlen sind im Bezirk der Frankfurter Arbeitsagentur wiederum deutlich zurückgegangen. „Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit im Oktober ist nicht ungewöhnlich", weiß Freyer, "aber dieser traditionelle Rückgang im Herbst trägt mit dazu bei, dass Ostbrandenburg mit 23.021 Menschen den tiefsten Stand in der re-gistrierten Arbeitslosigkeit seit 1991 verzeichnet"! (Vorjahr: 26.260) „Dies ist zwar nur eine Momentaufnahme, zeigt aber auch, dass die gute Lage am Arbeitsmarkt in der Breite angekommen ist – branchenübergreifend und auch bei Personengruppen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit wie ältere Menschen über 50 Jahre. Diese werden am Arbeitsmarkt immer bedeutsamer. So ist die Zahl der Beschäftigten über 50 im Agenturbezirk in den vergangenen 10 Jahren um über 40 Prozent gestiegen. „Das reicht zwar noch nicht, um das Fehlen junger Arbeitskräfte auszugleichen, aber die Wirtschaft erkennt immer mehr, wie sehr sie auch auf das Erfahrungswissen der älte-ren Mitarbeiter angewiesen ist", so Freyer.

„Ich gehe grundsätzlich von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt aus und hoffe, dass sich diese Entwicklung auch fortsetzt. Langfristig sehe ich gleichwohl im nächsten Jahr Risiken, die die weitere Entwicklung des Arbeitsmarktes beeinflussen werden, die nachwirkenden Auswirkungen der Finanzkrise auf die öffentlichen Haushalte und das Auslaufen der Konjunkturpakete und mittelfristig die demografische Entwicklung", fügte er hinzu. „Aber die Entwicklung zeigt, dass wir in der Region Potential haben. Die Unternehmen, Beschäftigten und Verwaltungen können zu Recht stolz sein auf ihre Leistungen in den letzten Jahren. Jetzt gilt es gemeinsam die Herausforderungen anzugehen und den Schwung mitzunehmen.", so Freyer abschließend.

Dr. Martin Wilke, Oberbürgermeister der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) ergänzte: „Ich bin sehr erfreut, dass die Zahl der Arbeitslosen in Frankfurt (Oder) im Vergleich zum Vorjahr um knapp 12 Prozent zurückgegangen ist. Und dies betrifft ja insbesonde-re die Kunden des JobCenters, deren Zahl im Vergleich zum Oktober 2009 um 450 ge-sunken ist. Gleichzeitig macht es mich stolz, dass die Zahl der sozialversicherungs-pflichtig Beschäftigten in Frankfurt (Oder) im letzten Jahr um über 500 angestiegen ist, damit tra

gen wir einen Anteil von über 50 Prozent aller neuen Beschäftigten in Ostbrandenburg. Dies zeigt, dass unsere Ansiedlungspolitik Früchte trägt und wir auf dem besten Wege sind, unsere wirtschaftliche Basis zu verbreitern. Frankfurt (Oder) wird auch weiterhin seiner Aufgabe als regionales Oberzentrum gerecht; so pendeln knapp 14.000 Be-schäftigte, insbesondere aus den beiden benachbarten Landkreisen, täglich nach Frankfurt (Oder), um hier ihrer Arbeit nachzugehen. Damit trägt Frankfurt (Oder) stark zur Entlastung des gesamten Ostbrandenburger Arbeitsmarktes bei", so Wilke.

Gernot Schmidt, Landrat des Landkreises Märkisch – Oderland erläuterte im Hinblick auf die sinkenden Schulabgängerzahlen: "Kein Unternehmen unserer Region kann es sich künftig leisten, das Potenzial verborgener Talente brach liegen zu lassen. Aus den Jugendlichen, die zwar auf den ersten Blick wegen ihrer Schulnoten durch das Raster fallen, kann man mit einer qualifizierten Ausbildung klasse Mitarbeiter machen. Und die brauchen wir. Diese Einsicht setzt sich in immer mehr Unternehmen durch. Die Wirt-schaft fürchtet den Fachkräftemangel – damit bekommen auch Jugendliche eine Chance, die früher als „nicht ausbildungsfähig" abgestempelt wurden und leer ausgin-gen. Der Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Als

2004 der Ausbildungspakt zwischen Regierung und Wirtschaft geschlossen wurde, wa-ren Lehrstellen knapp, nicht die Lehrlinge. Heute ist es umgekehrt. Künftig geht es vor allem darum, den Betrieben den dringend benötigten Nachwuchs zu sichern. Wer ei-nen vernünftigen Schulabschluss hat, wird künftig in der Region einen Ausbildungs-platz und auch Arbeit finden. Niemand muss mehr wegziehen".

„Abschließend möchte ich mich bei den Menschen und den Unternehmen der Region sowie den Entscheidern in Verwaltung und Verbänden bedanken, die durch ihr umsich-tiges Agieren dazu beigetragen haben, dass wir relativ gut durch die Krise gekommen sind. Jetzt muss es uns durch ein besseres Image und eine gute soziale Infrastruktur gelingen, zunehmend auch für Akademiker aus Westdeutschland und Polen ein attrak-tiver Arbeits- und Lebensmittelpunkt zu sein, damit für die Wirtschaft in Ostbranden-burg künftig Fachkräftemangel kein Thema mehr ist", so Schmidt abschließend.

„Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes in unserem Landkreis ist für mich ein schönes Signal dafür, dass die heimische Wirtschaft weiterhin auf einem insgesamt gu-ten Weg ist", freute sich
Rolf Lindemann, Dezernent des Landkreises Oder - Spree und fügte hinzu: "In den Betrieben wächst zunehmend das Bewusstsein, dass das Po-tenzial der fitten Bewerber endlich ist. Zudem werden die Bewerber aus dem Umland immer weniger. Die Logik dieser Wahrnehmung ist, dass künftig auch Bewerber, die bisher abgelehnt wurden, besser zum Zug kommen. Daneben freut es mich besonders, dass wir im Vergleich zum Vorjahr knapp 900 Arbeitslose weniger aus dem Bereich des SGB II zu verzeichnen haben. Um diesen Personenkreis zu unterstützen, setzten wir auch weiterhin verschiedene Instrumente ein. Von besonderer Bedeutung sind Wei-terbildungen, aber auch Arbeitsgelegenheiten oder Eingliederungszuschüsse".

„Neben der Demografie werden zwei weitere Trends die Entwicklung bestimmen. Die ungebremste Dynamik des technischen Fortschritts und die Globalisierung. Betriebe und Beschäftigte werden noch flexibler und schneller auf die Märkte reagieren müssen. Der Trend vom produzierenden Gewerbe hin zu Dienstleistungen wird sich fortsetzen, Unternehmen werden mehr Hochqualifizierte benötigen und sich internationaler aufzu-stellen haben. Dabei betrachte auch ich Ostbrandenburg als einen Wirtschaftsraum, der sich zunehmend vernetzen muss, um zwischen Berlin und Polen eine starke Rolle spielen zu können", so Lindemann abschließend.

 André Schulz, Pressesprecher der Arbeitsagentur & des JobCenters Frankfurt (Oder)