Wie Tagesmutter Yvonne Krehl viele Kinder unter einen Hut bekommt Drucken E-Mail
Sonntag, den 14. Februar 2010 um 11:52 Uhr

Der Früchtetee schwappt in die Kartoffelsuppe und ergießt sich über den Esstisch. Konrad ist sein Becher ausgerutscht. "Oh", sagt der Kleine und guckt zu seiner Erzieherin. "Die Suppe kannst jetzt nicht mehr essen", sagt die nur. Mit am Tisch sitzen noch 8 weitere Kinder und sind vergnügt. Was scheint wie ein Kindergeburtstag ist normal für Yvonne und Angelika Krehl. Die beiden sind Tagesmütter in Lindenberg.
Wenn sich ein Paar entschließt, ein Kind zu bekommen, ist es häufig die Mutter, die aus dem Beruf aussteigt und sich der Erziehung widmet. Sind beide Elternteile berufstätig oder suchen aus anderen Gründen nach Betreuung außerhalb von Kindergarten und Tagesstätte, können sie ihren Nachwuchs einer Tagesmutter anvertrauen.
"Si-Sa-Singemaus" tönt leise Kindermusik aus dem Spielzimmer, Einige Kinder liegen schlummernd auf der Matratze unterm Zeltdach, ein anderes nascht Himbeeren aus dem Schälchen. "Wir haben ein kleines Haus zum Kindergarten umfunktioniert, neue Türen und Fenster eingebaut, eine Heizung und Küchenzeile installiert und auch eine extra Kindertoilette", erzählt Yvonne Krehl. Die 31-Jährige ist seit 2004 als Tagesmutter tätig. Neben ihrem eigenen Kind betreuen sie und ihre Mutter, Angelika Krehl (50), momentan acht weitere Kinder, deren Eltern berufstätig sind. Das bunte Spielzimmer in dem Einfamilienhaus lässt keine Langeweile aufkommen. Vom Kaufladen übers Bobby-Car bis hin zu Kasperle-theater, Schaukelpferd und Trampolin: Am großen Tisch kann geknetet, gebastelt und gemalt werden. Auf dem Regal darüber steht die Fachliteratur, die eine Tagesmutter so braucht: Basteln für Kinder, Gestalten mit Papier, Advents- und Weihnachtsbasteln.... Kinderbücher zum Vorlesen gibt es natürlich auch jede Menge. Wenn ich Kinder in meiner Obhut habe, konzentriere ich mich voll und ganz auf sie. Ich genieße die Zeit. Es macht Spaß, die Kinder aufwachsen zu sehen.
Betreuungsangebote für Kinder berufstätiger Eltern werden vielerorts gefordert und ausgebaut. Doch meist reicht das Angebot nicht. Tagesmütter oder -väter gelten als eine flexible Alternative. Gemeint ist damit die stundenweise oder gar ganztägige Betreuung eines Kindes durch eine Privatperson.
Die Einrichtung ist in einem einstöckigen Eigenheim mit drei Zimmern, einem Bad und großem Garten mit Kletterbäumen, Sandkasten und allem, was Kindern gefällt. "Hier gibt es genügend Platz zum Singen, Spielen und Basteln", sagt Yvonne Krehl.
Um zwölf Uhr sitzen sie beide am großen Tisch im Spielraum und treffen Vorbereitungen für den nächsten Tag oder dokumentieren die Fortschritte und Lernerfolge der Kinder. Die Kinder halten alle Mittagsschlaf und sind dennoch präsent: Beinahe alle Türen der Hängeschränke sind mit Buntstift-bildern beklebt.

Yvonne Krehl ist "Tagesmama mit Qualifikation und Pflegeerlaubnis des Jugendamtes" und sie besucht Weiterbildungen. So auch ihre eigene Mutter, Angelika Krehl. Nachdem sie wochenlang eine Qualifizierung mit pädagogischem Hintergrund absolviert hat, darf auch sie nun fünf Kinder betreuen. Der erlernte Beruf, Köchin, ist jetzt sowieso von Vorteil, ist sie doch neben den drei  Kindern ihrer Gruppe fürs tägliche Essen zu-ständig. Gekocht wird alles selbst und täglich frisch.
Yvonne Krehl legt Wert darauf, dass die ihr anvertrauten Kinder keine wechselnden Bezugspersonen haben und jedes Kind weiß, wer seine Tagesmutti ist.

Veränderungen wird es in dem fröhlichen kleinen Haus in Lindenberg dennoch geben. Yvonne Krehl will in Kürze einen Bauantrag stellen. Weitere Räume sollen das Haus größer werden lassen, ein extra Flur mit Garderobe wird von Vorteil sein sowie ein Bewegungsraum.
Ein sehr bemerkenswertes Projekt, dass die junge Frau sich selbständig aufgebaut hat. Weiterhin viel Erfolg.

Ulrike Köhler

 
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